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Gegen das Vergessen - Erinnerungen leben

Basierend auf den ersten Nachforschungen des Christlichen Jugenddorfwerkes Freiberg in den 1990er Jahren und den Aktivitäten der Stadtverwaltung Oederan zur Neugestaltung der jüdischen Gräber 2005 entwickelte die Arbeitsgruppe des KKVs ein Begegnungsprojekt mit den ehemaligen Häftlingen. Wichtigster Aspekt sind die Begegnungen und Treffen mit den Holocaustopfern, ob nun die Einladungen nach Oederan oder die Treffen in ihren Wohnorten oder anderswo.

Bei allen Begegnungen in Oederan wird großer Wert auf Treffen mit Schülern und Jugendliche gelegt. Den ehemaligen Häftlingen wird dabei auch das friedliche Oederan, die wache und mahnende Erinnerung an die schwarze Zeit der Oederaner Ortsgeschichte und die Pflege der authentischen Plätze gezeigt. Neustes Projekt ist die Dokumentation von Lebenserinnerungen der ehemaligen Häftlinge.


Neuerscheinung „Mein Theresienstädter Tagebuch 1943-44“ von Helga Pollak-Kinsky

Das Tagebuch von Helga Pollak-Kinsky ist als Buch erschienen. Nachdem Teile ihres Tagebuches sich wie ein roter Faden durch das Buch „Die Mädchen vom Zimmer 28“ ziehen, widmet sich das neueste Buch nur ihrer Familie.

Dazu schreibt die Herausgeberin Hannelore Brenner: „Es vereinigt Helgas Theresienstädter Tagebuch, die Aufzeichnungen und Dokumente ihres Vaters, Helgas Erinnerungen an ihre Kindheit in Wien, Kyjov, Theresienstadt und Auschwitz und die im Kunstunterricht mit Friedl Dicker-Brandeis entstandenen Kinderzeichnungen. Im Zusammenwirken machen diese Zeugnisse von Vater und Tochter die Zusammengehörigkeit der beiden Menschen fühlbar, die Verwobenheit ihrer Erlebnisse, Ängste und Hoffnungen. Sie verdichten sich zu einem einzigartigen und zutiefst bewegenden Porträt einer assimilierten jüdischen Familie aus Wien, die am Ende des Zweiten Weltkriegs vor einer erschütternden Bilanz steht.“

Helga Kinsky wird nach ihrer Zeit in Theresienstadt im Herbst 1944 über Auschwitz zur Zwangsarbeit in das KZ-Außenlager in Oederan verschleppt. Sie überlebte und wohnt heute in Wien. Zu den Begegnungen 2007 und 2009 besuchte sie auf Einladung des Kultur- und Kunstvereins wieder Oederan.
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich. Zurzeit kann es zum Sonderpreis von 20 € in der Stadtinformation, Markt 6 und im Laden „Bücher und mehr“, Markt 9 in Oederan erworben werden.

Für weitere Informationen steht Eberhard Ohm (ohm.oederan@gmail.com) zur Verfügung. Im Übrigen ist das oben genannte Buch „Die Mädchen vom Zimmer 28“ mit portugiesisch in der fünften Sprache erschienen.


Vier Stolpersteine zum Gedenken an eine ermordete Oederaner Familie

Am 5. August 2014 um 14:30 Uhr werden in Oederan vier Stolpersteine im Gedenken an die Oederaner Familie Motulsky verlegt, die durch die nationalsozialistischen Machthaber ermordet wurden. Im Haus Große Kirchgasse 6  wohnte seit 1907 die jüdische Familie Julius Motulsky mit Ehefrau Jenny, geb. Less und den drei Kindern Siegfried, Erna und Dorothea.

Der Kaufmann Julius Motulsky betrieb dort ein Textilwarengeschäft (Handel mit Manufaktur-, Kurz-, Woll-, Posamenten und Weißwaren). Von 1915 bis 1918 kämpfte er für Deutschland im I. Weltkrieg. Im Jahr 1932 konnte das Geschäft das 25jährige Firmenjubiläum feiern. Die gute Zeit währte dann nicht mehr lange: Die Nationalsozialisten kamen 1933 an die Macht und entzogen den jüdischen Menschen die Bürgerrechte über den „Judenboykott“, die „Nürnberger Rassegesetze“ und die Reichspogromnacht 1938, in der auch in der Großen Kirchgasse 6 nicht nur Scheiben zu Bruch gingen. Der SA-Trupp zeigte der Familie Motulsky einen Galgen mit einer daran baumelnden Puppe. Zuvor verlor Julius Motulsky seine Gewerbeerlaubnis. Er bemühte sich hartnäckig um einen Wandergewerbeschein – jedoch erfolglos. 1939 musste die Familie unfreiwillig nach Chemnitz ziehen – und zwar in das „Judenhaus“ Äußere Klosterstraße 2. Von dort wurde die Familie am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce bei Lublin-Majdanek deportiert und getötet.

Mit der Verlegung der vier Stolpersteine für Julius (*1875), Jenny (*1876), Siegfried (*1902) und Erna (*1905) Motulsky auf dem Fußweg vor dem Haus Große Kirchgasse 6 soll die Erinnerung an eine Oederaner Kaufmannsfamilie wachgehalten werden, die dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer fiel. Gleichzeitig soll es eine Mahnung sein, alles zu tun, dass sich keine extremistischen, antisemitischen und ausländerfeindlichen Tendenzen und Ideologien in unserer Gesellschaft durchsetzen.

Der Stolperstein für Dorothea Motulsky (*31.07.1914, verheiratete Mandel) soll mit dem Gedenkstein für ihren Ehemann Feiwisch Mandel an ihrem letzten Wohnort in Chemnitz voraussichtlich 2015 verlegt werden. Beide wurden mit dem gleichen Transport am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce verschleppt und getötet.

Die Initiative der Stolpersteine in Oederan und Mittelsachsen geht vom Verein „Initiative für Demokratie ohne Extremismus Mittelsachsen“ aus. Die Recherche führte Dr. Jürgen Nitsche, Chemnitz. Die Verlegung der Stolpersteine wird der Kölner Künstler Gunter Demnig vornehmen. Die Bürger der Stadt Oederan und Interessierte sind zu dem Gedenkakt eingeladen.


Ansprechpartner

Kultur- und Kunstverein Oederan e.V.
Eberhard Ohm
Tel.: 03 72 92 / 27 16 2
Email: ohm.oederan@googlemail.com