Schlosspark Börnichen - Historie
Ursprung des Schlosses
Als Bauherr des späteren Börnichener Schlosses gilt Adam Friedrich II von Schönberg (1688-1751). Der Bau begann 1708 und erstreckte sich für den älteren Teil desselbigen bis 1723. Die Gesamtanlage war frühzeitig mit Mauern umfasst. Die Anfänge einer an das Schloss angrenzenden Parkanlage auf dem Gebiet des späteren Schlossparks reichen vermutlich bis in das späte 18. Jahrhundert zurück.
Bereits vor dem Bau des Schlosses hat es an dessen Stelle ein Rittergut gegeben. Im Jahr 1551 wurde der dort gelegene Hof in den Rittergutsstatus erhoben. Es befand sich im Besitz der Familie von Rechenberg.
Frühe Entwicklung des Schlossparks
Unter Friedrich Alexander v. Schönberg (1754-1803) und Carl-Friedrich-Maximilian v. Schönberg (1777-1847) gewann der Park an Form, erhielt seinen eigentlichen Charakter und erlangte seine größte Ausdehnung. Besonders tat sich Carl-Friedrich-Maximilian hervor. Nachdem er erfolgreich an der Schlacht von Waterloo (18. Juni 1815) teilgenommen hatte, lud ihn der englische König nach London ein. Der Aufenthalt in London und die dort ausgeprägte landschaftliche Gartengestaltung entwickelte in ihm vermutlich die Idee zur Erweiterung der Garten- und Parkanlagen in Börnichen im „englischen Stil“.
Gestaltung und Charakter des Parks
Carl-Friedrich-Maximilians Enkel, Udo von Schönberg (1836-1912), beschrieb den Park später in einem Schulaufsatz als „halb französisch und halb im englischen Geschmack angelegt“. Er hob die Vielfalt der Anlage hervor: „Einsiedeleien, Pavillons, Grotten, Monumente, Wasserfälle und Teiche füllen ihn aus. Durch einen terrassenartigen Berg wird er in den unteren und oberen Teil geteilt.“
Übereignung an Familie von Hohenthal-Püchau
1870 verkaufte Udo von Schönberg seinen Börnichener Besitz. Die Eigentumsverhältnisse wechselten in den Folgejahren mehrfach. 1876 kaufte die Familie Hohenthal-Püchau das Schloss, den Park sowie die Ländereien in Börnichen.
Abtragung des Schlosses
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss Börnichen bzw. dessen Eigentümer enteignet. Die Anlage wurde zu großen Teilen abgetragen. Mit dem so gewonnenen Baumaterial wurden mehrere Neubauernstellen unterstützt.
Naturschutzgebiet
Der Schlosspark wurde seinerseits aus der Bodenreform ausgegliedert und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die genaue Abgrenzung schien vorerst jedoch unklar. Folglich kam es gegenüber den Eigentums- und Flurstücksgrenzenverhältnissen häufig zu Missverständnissen mit Anwohnern.
Der Park galt damals mit seinen Wiesen, dem attraktiven Baumbestand und dem Pavillon für Oederan und das Umland als lohnenswertes Ausflugs- und Naherholungsziel.
Kulturelle Nutzung
Der Rat des Kreises Flöha stellte in den 1950er Jahren fest, dass der Park – speziell eine der Wiesen – hervorragend für Aufführungen unterschiedlicher Art geeignet sei. Entsprechend ließ er 1958 eine Freilichtbühne mit Umkleidekabinen, Sitzgelegenheiten und Toiletten errichten. Inwieweit das Areal bereits vordem für Veranstaltungen genutzt wurde, ist umstritten. Die Bühne wurde bis in die 1970er Jahre genutzt. In der Folgezeit geriet sie aus dem öffentlichen Blick und verfiel.
Landschaftliche und botanische Entwicklung
Nach einigen Jahren des landschaftspflegerischen Stillstandes nahm sich der Rat der Stadt Oederan 1978 des teilweise verwahrlosten Parks an. Im Dezember 1978 beriet er zu den Perspektiven der Anlage. Im Januar vergab er einen Auftrag zur maßstabsgerechten Aufzeichnung des Parks an das Gartenarchitektenehepaar Rentsch aus Chemnitz. Darauf aufbauend sollte später eine dendrologische Durchforstung erfolgen.
Von 1981 bis 1983 ließ die Landschaftsarchitektin Gisela Rentsch großflächig Unterwuchs beseitigen. Anschließend wurden über einhundert Rhododendren und Freilandazaleen sowie einige Jungnadelgehölze gepflanzt. Der Börnichener Alfred Bieber diente als Parkpfleger. In dieser Zeit wurde auch die Wiese vor der Bühne von Jungaufwuchs beseitigt.
1991 heißt es in einem von den Landschaftsarchitekten der Firma Rentsch + Tschersich erarbeitetem Papier: „Da der Börnichener Park nach dem 2. Weltkrieg keiner qualifizierten Pflege mehr unterlag, entwickelte er sich allmählich zu einem von Spitzahorn beherrschten Waldbestand. Etwa seit 1980 durchgeführte „Pflegeversuche“ brachten aber mangels Arbeitskräften und fehlender Finanzen keine durchschlagenden Erfolge.“
1992 begann die Stadt Oederan eine teilweise Sanierung der Parkanlage. Maßgeblich waren der Bauhof der Stadt und neun ABM-Kräfte beteiligt. Sie bewegten 150 Kubikmeter Erdreich. Im Eingangsbereich des Parks brachten sie Mutterboden auf, verschnitten die Großgehölze und legten Blumenrabatten an.
1992 sanierte die Stadt das große Wasserbecken an der Frankenberger Straße. 1994 wurde der Spielplatz neben der Treppe zum Rondell errichtet.
Heimatverein „Börnichener Park“ e.V.
Im Jahre 1995 gründete sich der Heimatverein „Börnichener Park“ e.V. In ehrenamtlicher Arbeit unterstützt er seither die Entwicklung der Schlossparkanlage.
2008 war es maßgeblich dieser Verein, der zum 300-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung des Schlosses gemeinsam mit der Stadt Oederan den bis dahin im Großen Erlsberg liegenden Gedenkstein sicherte, restaurierte und auf dem Areal des Rondells aufstellen ließ.
Natur- und denkmalschutzrechtlicher Status
Am 6. Februar 1980 beschloss der Rat der Stadt Oederan gemäß der 1. Dienstverordnung zum Landeskulturgesetz vom 14.5.1970 (GBl.T. II Nr.46) die Einstufung des Schlossparks Börnichen als Geschützter Park. Der Pavillon wurde zudem als Einzelobjekt in die Kreisdenkmalliste aufgenommen.
Heute ist der Schlosspark Börnichen ein geschütztes Gartendenkmals. Die dazugehörige gesetzliche Grundlage ist das Sächsische Denkmalschutzgesetz vom 3. März 1993 (SächsDSchG). In diesem Sinne haben ihn Eigentümer oder Besitzer pfleglich zu behandeln, im Rahmen des Zumutbaren denkmalgerecht zu erhalten und vor Gefährdung zu schützen. (§8 SächsDSchG).
Wildgehege
Federführend durch den Börnichener Gotthard Nobis wurde 1989 im Park ein Wildgehege angelegt. Es sollte helfen, der Anlage zusätzliche Anziehungskraft zu verleihen. Als Nebenwirkung kam es allerdings zu erheblichem Wildverbis. 1992 wurde es aus dem Park ausgelagert.
Rahmenkonzeption für den Schlosspark
Einmal mehr beschäftigten sich Stadtverwaltung und Stadtrat Ende der 2010er Jahre mit den Perspektiven des Schlossparks. Sie beauftragten das Ingenieurbüro Thomas Schädlich mit der Erstellung einer Rahmenkonzeption einschließlich eines Maßnahmenplanes. Das Büro legte die Konzeption 2013 vor.
Aufbauend auf der Konzeption kam es in den Folgejahren zu Pflege- und Sicherungsmaßnahmen an zirka 60 Großgehölzen. Zudem wurde großflächig Unterholz gerodet und der zugewachsene Pavillon freigeschnitten.
Ebenfalls in der Rahmenkonzeption festgeschrieben war der Ersatz bzw. die Sanierung des in den 1990er Jahren vom Heimatverein „Börnichener Park“ e.V. errichteten Bühnenbauwerkes. 2019 konnte das Problem gelöst werden. Der Stadtmarketing Oederan e.V. reichte in das Land(auf)schwung-Förderprogramm einen Antrag u.a. zum Abbau des alten Bühnendaches, der Sanierung des dazugehörigen Podestes und zur Anschaffung eines 9x6 Meter großen, mobilen Bühnendaches ein. Das Projekt wurde zur Förderung bewilligt und noch 2019 umgesetzt.
Heutige Bedeutung
Der Schlosspark gilt noch heute als attraktives Naherholungsziel für Oederaner Einwohner. Er ist bei Spaziergängern beliebt und auch Kindertageseinrichtungen unternehmen häufig Ausflüge dorthin.
Bedeutsam ist der Park seit den 1990er Jahren auch wieder als Veranstaltungsareal. Zuerst war es in erster Linie der Heimatverein „Börnichener Park“, der auf der einer der großen Wiesen – jetzt bisweilen Waldbühne genannt – Kurzweiliges organisierte. Erwähnt sei hier das Parkfest. Seit 1999 kam, über die Jahre von unterschiedlichen Interessengruppen veranstaltet, das insectlounge OpenAir Musikfestival (jetzt insects & spiders OpenAir) hinzu. Es schaffte es 2025 sogar in den Status eines offiziellen Chemnitz-Kulturhauptstadt-Europas-Projektes.
Es sind vornehmlich diese Veranstaltungen bzw. deren Organisatoren, die den Park im öffentlichen Bewusstsein halten. Auch die 2025 durchgeführte Revitalisierungsmaßnahme geht maßgeblich auf diese Personengruppe zurück.
Quellen
Für den obigen Überblick wurden vornehmlich Sekundärquellen ausgewertet.
Ingenieurbüro Thomas Schädlich, Rahmenkonzeption für den Schlosspark Börnichen, 2013.
Harnisch, G., Wiedrich, R., Weigelt, R., Schloss und Park Börnichen, 2006.
Ansprechpartner
Stadtverwaltung Oederan
SB Wirtschaft und Tourismus
Dr. Marco Metzler
Markt 5
09569 Oederan
Email: stadtmarketing@oederan.de
















